Vol 5 (2023), No 1: 1–33

DOI: 10.21248/jfml.2023.48

Gutachten und Kommentare unter:

https://dp.jfml.org/2022/opr-truan-fischer-das-private-ist-politisch/

Die digitale Hashtag-Kampagne rund um #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb: Twitter-Positionierungs­praktiken in der Pandemie

Naomi Truan & Friederike Fischer

Abstract

As kindergartens and schools closed down during the first wave of the COVID-19 pandemic in Germany, two hashtags emerged on Twitter: #CoronaEltern (#CoronaParents) and #CoronaEltern­Rech­nenAb (#CoronaParentsDocumentTheCosts). In this paper, we examine the positioning practices around both hashtags as expres­sions of “digital activism” (Joyce 2010: VIII). One characteristic of the hashtag campaign is that political demands are hardly ever made di­rectly. Rather, the participants resort to five main linguistic patterns: (1) they address different target groups; (2) they refer to different protagonists; (3) in the subcorpus #CoronaEltern specifically, they constitute themselves as a collective through (4) the recurring use of first-person narratives; (5) and generalization and typification. Our findings show that #CoronaParents are not just parents in times of a pandemic: #CoronaParents are only those who see themselves as such, participating in an evolving, at times misunderstood commu­nity.

Keywords: Twitter, Hashtags, Digital Activism, Community, Protest, COVID-19, Pandemic, Positioning, Gender

1 Einleitung: #Corona-Eltern, ein Hashtag für digitalen Aktivismus[1]

Seit Beginn der Corona-Krise hat sich im deutschsprachigen Raum ein „Wortnetz“ um Corona entsponnen (Möhrs 2020), das im We­sentlichen aus nominalen Komposita besteht. Ein Beispiel hierfür ist Corona-Eltern (auch: CoronaEltern, Corona Eltern), das sich in den sozialen Netzwerken als Bezeichnung für pandemiebedingt belaste­te Eltern sowie die dazu gehörige Hashtag-Kampagne etabliert und rasch verbreitet hat:

1.      #CoronaElternRechnenAb Dürfte ich mir kurz die Frage erlauben, was Coronaeltern sind?  Was waren #CoronaEltern vor #Corona? Warum sind sie jetzt was anderes? (12.05.2020, 14:57:50)

2.     Wie erlebt ihr das, liebe #CoronaEltern? Und wie geht es euren Kindern damit? #elterninderkrise https://twitter.com/Praxis_Kita/status/1274766792888586241 … (22.06.2020, 09:17:15)

Auf Twitter diente der Begriff in der Hashtag-Kampagne rund um #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb als Ausdruck öf­fentlicher Kritik und erlangte schnell große Reichweite. Die Hash­tags wurden dann Teil digitaler Praktiken als „typisierte und sozial intelligible Bündel nichtsprachlicher und sprachlicher Aktivitäten“ (Alkemeyer/Buschmann/Michaeler 2015: 27; in Spitzmüller/Flu­ba­cher/Bendl 2017: 7 zitiert).

In diesem Beitrag untersuchen wir beispielhaft, welche digitalen Positionierungspraktiken rund um die Hashtags #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb sichtbar sind. Mit Positionierung meinen wir „die diskursiven Praktiken, mit denen Menschen sich selbst und andere in sprachlichen Interaktionen aufeinander [beziehen]“ (Lu­cius-Hoene/Deppermann 2004: 168), und wie diese Praktiken dazu führen, dass Akteur*innen bestimmte Rollen und Positionen im dis­kursiven – hier öffentlichen – Raum einnehmen.

Die Hashtags #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb sind Teil eines „digitalen Aktivismus“, die laut Joyce (2010: VIII, von Fie­litz & Staemmler 2020: 427 zitiert) „jede aktivistische Praxis fasst, die sich digitaler Infrastrukturen, also Hardware und Software, be­dient, um sozialen oder politischen Wandel voranzutreiben“. In un­serem Fall entfaltet sich durch die Hashtags ein Protestpotenzial. Protest definieren wir in Anlehnung an Hill (2018: 4) als „the expres­sion of different types of dissent“. Die Kursivierung soll dabei signa­lisieren, dass Proteste „something concrete, manifested and commu­nicated by a shared word or ac­tion“ sind.

Wie Dang-Anh, Meer & Wyss (2022: 4) in der Einleitung zum Sammelband Protest, Protestieren, Protestkommunikation betonen, ist Protest „zuvorderst ein kommunikativer, zeichenhafter und sprachlicher Prozess“, da er sich „durch den Gebrauch von Sprache und anderen Zeichen in Interaktionen, Texten und Diskursen als sol­cher überhaupt erst konstituiert“. Wir knüpfen an eine lange Tradition in der diskurslinguistischen Protestforschung, die mit der Untersuchung der Widerstandskommunikation gegen den Natio­nalsozialismus anfängt (Schuster 2022; Markewitz 2022) und sich weiter mit Straßenprotesten der 1968er (Linke/Scharloth 2008; Kämper 2012; Mell 2017), urbanen Protestpraktiken (Martín Rojo 2014; Scharloth 2019), dem Occupy-Diskurs (Martín Rojo 2016), dem arabischen Frühling (Warnke 2016), oder auch Stuttgart 21 (Waegner 2017) auseinandersetzt. Wie Proteste mithilfe digitaler Kommunika­tionsmittel initiiert, organisiert oder koordiniert werden können, war zudem erst kürzlich Thema sprachwissenschaftlicher und me­dienkommunikativer Forschung (Dang-Anh 2019; Michel/Pappert 2022; Gnau-Franké/Wyss 2022).

Weniger untersucht im deutschsprachigen Raum sind jedoch di­gitale Protestformen, die auf Twitter entstehen und nicht „auf die Straße gehen“ (siehe aber Fábián 2020; Gnau-Franké/Wyss 2022 für die deutschsprachige #MeToo Bewegung) – sogenannter „Hashtag-Aktivismus“ (hashtag activism, Yang 2016, Xiong et al. 2019). Die Hashtag-Kampagne rund um #CoronaEltern und #CoronaEltern­RechnenAb ist eine solche Form von Aktivismus und als Bottom-Up-Initiative zu bezeichnen, die einzelne Nutzer*innen einsetzen, um private Herausforderungen in der Corona-Pandemie sichtbar zu machen. Die Kampagne ist also ein Beispiel für eine rein digitale Protestpraktik, die auf Twitter entstanden ist. Dies lässt sich ver­mutlich auf die pandemiebedingten Einschränkungen und die The­matik der Kampagne zurückführen – Straßenproteste, Homeoffice und Care-Arbeit sind (nicht nur) während einer pandemischen Not­lage schwer vereinbar, sodass ein Straßenprotest als physisches Treffen den eigenen politischen Standpunkten widersprechen wür­de. Insofern kann die Wahl der digitalen Protestform sowohl als eine praktische Notwendigkeit als auch als ein Mittel der Sichtbarma­chung der Unmöglichkeit, sich in nicht-digitalen Räumen zu treffen, ausgelegt werden.

Obwohl Spitzmüller und Bendel (2022) gezeigt haben, dass Pro­test erst dann als solcher begriffen werden kann, wenn nachvoll­ziehbar wird, dass er auch öffentlich als Protest verstanden wird[2], erlauben unsere Daten nicht, Rückschlüsse zur medial-öffentlichen Resonanz des Hashtags zu ziehen. Dafür wären nämlich Daten aus z.B. Zeitungskorpora notwendig, die über die Hashtag-Suche auf Twitter nicht erfasst wurden. Da über Twint (das Tool, das wir für die Datenerhebung genutzt haben) nur Textdaten erfasst werden, können Likes, Retweets und Kommentare zudem nur punktuell in die Analyse miteinbezogen werden, sodass Aussagen zur öffentli­chen Wirkung der Hashtag-Kampagne nicht möglich sind.

Folglich konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Untersu­chung sprachlich-kommunikativer Merkmale, welche der Hashtag-Kampagne Protestpotenzial verleihen. Charakteristisch für die Hashtag-Kampagne ist, dass politische Aufforderungen kaum direkt gestellt werden. Stattdessen greifen die Beteiligten auf fünf sprach­liche Hauptmuster zurück, die als Positionierungspraktiken ver­standen werden können und die unsere Analyseteile ausmachen. Ein sprachliches Muster definieren wir als die prototypische Asso­ziation bzw. Kombination lexikalischer und grammatikalischer Merkmale, aus denen sich eine vereinfachte Darstellung einer prag­matischen Funktion ableiten lässt (vgl. Truan 2021: 3).

In unserer Analyse benennen wir die pragmatische Funktion über ein Verb, um das Protestpotenzial der Hashtag-Kampagne aufzuzei­gen: Adres­sieren, Referieren, Konstituieren des Kollektivs, Erzäh­len, Sicht­barmachen. Diese Aktivitäten werden mit prototypischen sprach­lichen Merkmalen verbunden, z.B. die Verwendung von @, um beim Adressieren verschiedene Gruppen anzusprechen oder noch die Verwendung der ersten Person Singular beim Erzählen. Dabei han­delt es sich um ein heterogenes Bündel sprachlicher Mus­ter, die auf unterschiedlichen Ebenen zum Tragen kommen. Inwie­weit das Protestpotenzial in der Hashtag-Kampagne ausgeschöpft wird, lässt sich anhand dessen allerdings nicht abschließend klären. Wichtig bei der Analyse wird jedoch immer wieder der Vergleich zwischen bei­den Teilkorpora sein, da die Positionierungspraktiken unterschied­lich vertreten sind, was auf zwei verschiedene Commu­nities hin­weist.

 Wie diese Positionierungspraktiken dazu beitragen, dass die Hashtag-Kampagne Protestpotenzial entwickelt, steht im Mittel­punkt einer qualitativen Untersuchung beider Hashtags. Dafür glie­dert sich der vorliegende Beitrag in acht Kapitel. Im theoretischen Teil (Kapitel 2) erläutern wir die pragmatischen Charakteristika von Hashtags vor dem Hintergrund der Protestforschung und zeigen, wie sie für politische Bewegungen eingesetzt werden können. Gegen­stand von Kapitel 3 ist die Präsentation unserer beiden Teilkorpora. Um die Entstehung und Entwicklung der Hashtag-Kampagne soll es in Kapitel 4 gehen. Ab Kapitel 5 zeigen wir in einer qualitativen Un­tersuchung, wie eine Hashtag-Kampagne wie #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb Protestpotenzial entwickeln kann.

Erstens adressieren Twitter-Nutzer*innen in ihren Tweets ver­schiedene Zielgruppen: Während im Teilkorpus #CoronaEltern­RechnenAb vorwiegend Politiker*innen adressiert werden, rücken andere Eltern im Teilkorpus #CoronaEltern in den Vordergrund. Zweitens referieren die Beteiligten auf unterschiedliche Protago­nist*innen. In Analogie zur Adressierung verschiedener Zielgrup­pen, stehen im Teilkorpus #CoronaEltern die Beteiligten (Wir) im Mittelpunkt, im Teilkorpus #CoronaElternRechnenAb sind es viel­mehr Außenstehende (Ihr). Drittens zeigt v.a. das Teilkorpus #Co­ronaEltern, wie die Twitter-Nutzer*innen ein Kollektiv konstituie­ren und wie, viertens, in eben diesem Teilkorpus das Erzählen in der ersten Person als wiederkehrendes Muster auftritt. Das fünfte und letzte sprachliche Muster ist das Sichtbarmachen durch Typisierung, anhand dessen die Beteiligten auf ihre Situation aufmerksam ma­chen. Dieses Muster ist wiederum typisch für #CoronaEltern. Fünf sprachliche Muster sind also erkennbar, allerdings sind nicht alle fünf auch typisch für beide Hashtags, sodass wir den Schluss ziehen, dass sowohl #CoronaEltern als auch #CoronaElternRechnenAb Teil einer gemeinsamen Kampagne mit ähnlichem politischen Ziel sind, jedoch verschiedene kommunikative Ziele verfolgen.

2 Hashtag-Kampagnen und ihr Protestpotenzial im digitalen Raum: die Konstitution „leichter Communities“ (Blommaert/Varis 2015: 54)

2.1. Hashtags als Metadaten

Besonders auf Twitter spielen Hashtags eine zentrale Rolle. Nicht nur lenkt das vorangestellte #-Symbol das Augenmerk darauf, auch die farbige Schrift hebt Hashtags vom restlichen Text eines Tweets ab. Wie ihr Name andeutet, dienen Hashtags der Verschlagwortung einzelner Begriffe oder Phrasen und spezifizieren so die übergeord­nete Thematik eines Tweets. Ihre visuelle Hervorhebung unter­stützt diesen Zweck und ermöglicht Nutzer*innen die rasche Ein­ordnung. Zudem sind Hashtags anklickbar, woraufhin eine Auflis­tung aller Tweets mit dem Schlagwort erscheint. Sie dienen zum ei­nen also dem Aggregieren und Kategorisieren von Tweets, weswe­gen sie mitunter als Metadaten interpretierbar sind: Sie fungieren als „‘data about data’ that is actually integrated into the linguistic struc­ture of the tweets“ (Zappavigna 2011: 791).

2.2. Die textuelle, experientielle und interpersonelle Funktion von Hashtags

Hashtags ausschließlich eine Metadaten-Funktion zuzuschreiben, erweist sich jedoch als unzureichend:

While metadata has a long history in terms of information management, this is the first historical period where it has accrued interpersonal functions directly tied to enacting so­cial relations. (Zappavigna/Martin 2018: 11)

Insofern gehören Hashtags zu einer „social and technological prac­tice“ (Halavais 2014: 37). Durch den variablen Gebrauch ihrer Funk­tionalitäten formen Nutzer*innen Twitter und den dortigen Diskurs entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen. Dazu tragen auch die Affordanzen als „technological artifacts [that] both promote cer­tain forms of interaction between participants and constrain the possibilities for their forms of interaction“ (Hutchby 2001: 32) bei. Wir verstehen Hashtags also als „technosocial events“ (Rambukkana 2015), die kurzzeitig das Augenmerk auf ein Ereignis oder soziales Phänomen lenken und es zu einem diskursiven Ereignis weiterent­wickeln. 

In Anlehnung an Halliday und Matthiessen, die Metadaten in drei Kategorien unterscheiden, differenziert auch Zappavigna die Funk­tionen von Hashtags in diese Kategorien: „an experiential function of enacting experience, an interpersonal function of negotiating re­lationships, and a textual function of organizing information“ (Halli­day/Matthiessen 2004; vgl. auch Zappavigna 2015). Zum Zweck der Analyse ist es durchaus sinnvoll, diese Funktionen isoliert zu be­trachten, dennoch können sie in ein und demselben Tweet gleich­zeitig ausgeführt werden und schließen sich nicht gegenseitig aus (Zappavigna 2015: 279f.).

Die textuelle Funktion (textual) von Hashtags dient der Organisa­tion, Strukturierung und thematischen Einordnung eines Tweets. Dementsprechend unterstützt die textuelle Funktion das Aggregie­ren und Kategorisieren von Beiträgen. Bei der experientiellen (ex­periential) und interpersonellen (interpersonal) Funktion geht es nur zweitrangig um das Aggregieren von Beiträgen (Zappavigna 2015: 286). Vielmehr stehen hier Praktiken der Sichtbarmachung von Stances im Mittelpunkt (Zappavigna 2015: 284) („particular attitudi­nal dispositions“), die mit Microblogging-Identitäten verbunden sind (Zappavigna 2015: 286). Beide Funktionen dienen dazu, das Thema eines Tweets zu kennzeichnen (experiential) oder die Haltung des*der jeweiligen Nutzers*in zu verdeutlichen (interpersonal) (Zappavigna 2015). Als syntaktisch eingebettete und hervorgehobe­ne Einheiten tragen Hashtags in ihrer interpersonellen Funktion auch zur Entwicklung zwischenmenschlicher Beziehungen und der Bildung von Communities (Zappavigna 2015: 274) oder „publics“ (Bruns/Burgess 2015) bei.

Ausgehend vom Verständnis, dass es sich bei Hashtags um eine „social semiotic resource supporting social bonding“ handelt (Zap­pavigna/Martin 2018: 5), liegt die Vermutung nahe, dass Hashtags dazu beitragen, eine Interessensgruppe rund um die Schlagworte zu versammeln und die Verbindung zwischen ihnen zu stärken (Zap­pavigna/Martin 2018). Es ist davon auszugehen, dass diese Funktion gerade in Hashtag-Kampagnen zum Tragen kommt.

2.3. Hashtags als Vehikel zu Positionierungspraktiken

Zur Bildung einer kollektiven Identität trägt auch die Funktion von Hashtags als Stance-Marker bei. Evans (2016) hat gezeigt, wie Twit­ter-Nutzer einen Dialog über den Inhalt von Tweets und Hashtags konstruieren, um eine Haltung (stance) zu entwickeln. In Anlehnung an Du Bois definiert Evans Hashtags als Stances, i.e. als „public act by a social actor“, „through which social actors simultaneously eval­uate objects, position subjects (themselves and others), and align with other subjects, with respect to any salient dimension of value in the sociocultural field“ (Du Bois 2007: 163).

Insbesondere über Likes und Retweets der Hashtags wird eine „Gemeinschaft“ (communion) geschaffen (Blommaert/Varis 2015: 61). Identitätsaussagen (identity statements) werden pragmatisch so­wie metapragmatisch als Zugehörigkeit zu einer Gruppe interpre­tiert (Blommaert/Varis 2015: 61). In Anlehnung an Blommaert/Varis (2015: 54) sprechen wir über die Nutzer*innen der Hashtags als „leich­te“ (light) Community, die aus „focused but diverse occasioned coagulations of people“ besteht. Ausschlaggebend für eine „leichte“ Community ist, dass die Menschen, die sich zusammenschließen, es aufgrund eines besonderen Ereignisses tun, jedoch trotz gemeinsa­mer Praktiken in einem gewissen Zeitraum nach wie vor hoch divers und heterogen bleiben. Genauso unterstreichen Fielitz & Staemmler (2020: 432), dass „[d]ie so geschaffenen Gegenöffentlichkeiten al­lerdings keine homogenen Gebilde [sind]“. Ungeachtet ihrer Unab­hängigkeit und Vielfalt bilden die Mitglieder eine „leichte“ Commu­nity, indem sie im Rahmen eines zeitlich begrenzten gemeinsamen Fokus (shared focus) ein starkes Gefühl der Gruppenzugehörigkeit zeigen, verwirklichen und verkörpern („display, enact and embody a strong sense of group membership“, Blommaert/Varis 2015: 55). Dieser (vorgezeigte) Gemeinschaftssinn durch die Verwendung der dazugehörigen Hashtags verstärkt wiederum den Zusammenhalt der Community.

Interessanterweise kommt die Praktik, sich eines Hashtags zu bemächtigen, um selbigem gegenüber kritisch zu stehen, in den Fäl­len von #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb extrem sel­ten vor. In unserem Korpus konnten wir nämlich nur wenige Tweets ausfindig machen, die sich negativ gegen den Aufruf äußern: Die Hashtags werden von Befürworter*innen des Protests verwendet, aber nicht von Kritiker*innen, was dafür spricht, dass die Hashtags zur Bildung einer „leichten“ Community beitragen.

Dabei ist zu beachten, dass wir die Communities nicht als gegeben betrachten, nur weil Nutzer*innen die Hashtags verwendet haben. Vielmehr zeigen ähnliche kommunikative sowie sprachliche Posi­tionierungspraktiken, dass Nutzer*innen, die die Hashtags #Coro–naEltern und #CoronaElternRechnenAb verwenden, sich in der Hashtag-Kampagne als „leichte“ Community konstituieren. Am Beispiel der deutschsprachigen #MeToo-Bewegung lässt sich zei­gen, wie sich eine solche Community anhand typischer Positionie­rungsstrategien rund um einen Hashtag bilden kann. Fábián arbeitet explizit für diese Bewegung Strategien heraus, u.a. Praktiken der „Offenbarung“, der „Verurteilung“, der „Aufforderung“, der „Mobi­lisierung“ und der „Urteilsbildung“ (Fábián 2020). Weiter zeigen Gnau-Franké und Wyss (2022: 215), dass individuelle Protestbeiträ­ge rund um #MeToo und #Aufschrei folgende drei Hauptpraktiken aufzeigen: „am Protest teilnehmen“, „Protest als etwas Sinnvolles darstellen“, und „von Erfahrungen mit den im Protest thematisierten gesellschaftlichen Missständen berichten“. Abgesehen von Posts or­ganisatorischer Natur wie etwa Zeitangaben, sind sprachliche Mani­festationen des Solidarisierens (Dang-Anh 2019: 394) und der Iden­titätsbildung (Dang-Anh 2019: 395–396) ausschlaggebend für die Wirkung von Protesten.

Interessanterweise kommen in unserem Korpus die Hashtags fast ausschließlich in Tweets vor, die sich mit der Hashtag-Kampagne solidarisieren. Dies zeigt, dass Hashtags in Formen des Hashtag-Ak­tivismus und digitalen Protests ein starkes Symbol sind, um affilia­tion zu signalisieren (Zappavigna/Martin 2018) und Positionierungs­praktiken der Unterstützung und Selbstbeteiligung aufzeigen. Das Korpus, das die Datengrundlage für unsere korpusgeleitete Unter­suchung der Positionierungspraktiken in der Hashtag-Kampagne rund um #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb bildet, wird im nächsten Kapitel vorgestellt.

3 Ein Twitter-Korpus zu den Hashtags #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb

Um die Verwendung der Hashtags und der dazugehörigen Kampa­gne zu untersuchen, wurde ein Korpus mit Tweets erstellt.[3] Ent­sprechend der beiden Hashtags unterscheiden wir zwei Teilkorpo­ra: das #CoronaElternund das #CoronaElternRechnenAb-Teilkor­pus. Die korpusgeleitete Untersuchung ist von einem pragmatischen Verständnis des Zusammenhangs zwischen Form und Funktion und der Kombination qualitativer und quantitativer Verfahren geprägt, wobei die Daten zunächst qualitativ analysiert und die so gewonne­nen Erkenntnisse durch Quantifikationen gestützt werden. Daten­geleitet untersuchen wir, welche sprachlich-kommunikativen Merkmale als wiederkehrende Muster auftreten.

Mithilfe des Datascraping-Tools Twint wurden sämtliche Tweets mit CoronaElternRechnenAb bzw. CoronaEltern am 02.07.2020 ex­trahiert und in einem Korpus zusammengetragen.[4] Die Metadaten umfassen die ID, den Veröffentlichungszeitpunkt und den*die Nut­zer*in. Zwar konnten wir mithilfe von Twint die Einschränkungen der Twitter-API umgehen, allerdings war es uns aufgrund der Nut­zung des Tools nicht möglich, die Anzahl der Likes und Retweets für die erhobenen Beiträge zu scrapen. Infolgedessen ist es nicht mög­lich, Aussagen zur Rezeption und öffentlichen Wirkung der ganzen Hashtag-Kampagne zu tätigen. Nichtsdestoweniger berücksichtigen wir in der qualitativen Analyse die Likes und Retweets einzelner Beiträge, die eine Schlüsselfunktion in der Kampagne erfüllen (z.B. der auslösende Tweet oder Beiträge, die unseres Erachtens maß­geblich die Entwicklung und Reichweite der Kampagne vorange­trieben haben). Weiterhin berücksichtigt Twint bei der Datenerhe­bung nicht, ob es sich bei einem Tweet um einen initialen Beitrag oder eine Antwort auf einen Tweet handelt. Dies erschwert die In­terpretation der Untersuchungsergebnisse, da unklar ist, ob bspw. Nutzer*innen aktiv andere Nutzer*innen in einem Tweet mit dem @-Symbol erwähnt oder es sich um ein medienbe­dingtes Artefakt handelt (z.B. eine Reply, in der das @-Symbol vor­gegeben ist).

Das Korpus besteht aus 15.614 Tweets für #CoronaEltern und 3.391 Tweets für #CoronaElternRechnenAb. Schon dieser Unter­schied ist aufschlussreich, da er zeigt, dass der kürzere Hashtag häu­figer verwendet wurde, was damit zusammenhängen könnte, dass er weniger wertend ist, aber auch offener und semantisch nicht so festgelegt. 310 der extrahierten Tweets enthalten beide Hashtags,­ sodass diese Beiträge doppelt vorhanden sind. Dies deutet mögli­cherweise darauf hin, dass sich beide Diskurse überlappen. Aller­dings zeigt die Untersuchung der Positionierungspraktiken, dass #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb zwei relativ unab­hängige Communities sind, die zwar ähnliche Ziele verfolgen, aber anders kommunizieren, bzw. sich auf unterschiedliche Weise posi­tionieren.

Vor diesem Hintergrund definieren wir den (Twitter-)Diskurs um Corona-Eltern als das „Aussagengeflecht“ (Niehr 2014: 34; nach Jung 1996), das aus den Tweets mit dem Hashtag #CoronaEltern bzw. #CoronaElternRechnenAb besteht. Da unser Korpus nur die Tweets mit den jeweiligen Hashtags enthält, wird nur ein Teildiskurs der öf­fentlichen Diskussion erfasst. Durch das Augenmerk auf die Hash­tags zeigen wir jedoch, dass die beteiligten Nutzer*innen eine Com­munity bilden.

4 Kurzabriss der Entstehung, Entwicklung und Rezeption der Hashtags

4.1. Vom Neologismus zur Hashtag-Kampagne: Die erste Okkurrenz von #CoronaEltern

Anhand unserer beiden Teilkorpora soll nun gezeigt werden, wie sich die zwei Hashtags voneinander unterscheiden. Während der Hashtag #CoronaElternRechnenAb erst im Laufe der Kampagne und in Kombination mit den Tweets, in denen er auftaucht, als State­ment mit Protestpotenzial verwendet wird, sind erste Okkur­renzen von #CoronaEltern bereits ab Mitte März 2020 vorhanden und lassen sich im Kontext zahlreicher Wortschöpfungen um den nomi­nalen Kopf Corona nach Ausbruch der Coronapandemie ana­lysie­ren. Insbesondere die ersten Tweets richten sich an CoronaEl­tern, zunächst ohne ein konkretes Ziel zu verfolgen. Der erste Tweet für den Hashtag #CoronaEltern wurde am 16. März 2020 gepostet:

3.     #CoronaEltern! Drei Monate Mit den Kids? Wir schaffen das! Ich hab recherchiert, Kinderärzte gefragt. Tipp 1: wie soll ich das den Kids erklären? Es gibt eine WHO Guideline https://static1.squarespace.com/static/5e53c5b16e028a2ed2a24f88/t/5e56a790dbe06a62fb000837/1582737296590/flumob-helping-children-cope-with-stress-print.pdf ... und einen empfehlenswerten Text dazu https://childmind.org/article/talking-to-kids-about-the-coronavirus/ … (HNSGR, 16.03.2020, 08:15:14)

Die ersten Tweets mit dem Hashtag #CoronaEltern werden von ein­zelnen Nutzer*innen gepostet, die Ratschläge teilen. In dieser Ver­wendung verweist Corona-Eltern auf Eltern in Zeiten von Co­rona, die sich aufgrund der Kita- und Schulschließungen ganztägig um ihr(e) Kind(er) kümmern mussten. In 3. fällt auf, dass #Corona­Eltern als Anredeform und Aufruf an die Eltern verwendet wird, je­doch nicht, um einen Hashtag-Kampagne zu initiieren. Vielmehr über­nimmt der Hashtag mit Ausrufezeichen eine exklamative Adressie­rungsfunktion und stellt damit eine explizite Membership Categori­zation (Sacks 1995: 40) her. Dennoch ist die Kritik (und mit ihr der erste Anflug von Protestpotenzial) nicht weit: Implizit ist die Krise als Herausforderung in der Wiederaufnahme des bekannten Zitats Wir schaffen das! von Angela Merkel erkennbar.[5] Da der Twitter-Nutzer, Hannes Grassegger[6], „Reporter“ für DAS MAGA­ZIN-Zürich und „Sandberg-Fellow 2020“, 5033 Follower*innen hat (Stand: 03.09.2020), hätte der Hashtag schon früh von einer relativ breiten digitalen Öffentlichkeit rezipiert werden können.[7] Jedoch ist dies nicht der Fall: Der Tweet zählt nur elf Likes und keine Re­tweets.

Am 16. März 2020 werden sechs Tweets mit #CoronaEltern ge­postet, davon vier erneut von HNSGR (Hannes Grassegger). Zwi­schen dem 17. März und dem 19. April wird der Hashtag sechsmal getwittert. Ab dem 20. April vermehren sich die Tweets, zwischen 17:40 Uhr und 23:59 Uhr sind es 782, am 21. April bereits 1931. Am 22. und 23. April kommen 725 und 500 Tweets hinzu, der Hashtag erlebt also eine gewisse Welle, wie Abbildung 1 zeigt:

Abbildung 1: Verlauf der Hashtag-Kampagne pro Woche zwischen dem ersten Tweet am 16.03.2020 und dem 29.06.2020

Nach dem dreitägigen Höhepunkt folgt eine konstante, ruhigere Phase. Vom 24. April bis zum 20. Mai werden regelmäßig und, im Vergleich zur nächsten Phase, viele Tweets gepostet: täglich er­scheinen zwischen 118 und 442 Tweets mit dem Hashtag #Coro­naEltern, eine gewisse Regelmäßigkeit ist also gegeben, auch wenn nicht die Rede von einem Trend sein kann. Ab dem 30. Mai sinkt die tägliche Anzahl der Tweets mit #CoronaEltern langsam (aber unre­gelmäßig), und es werden täglich nicht mehr als 200 Tweets gepos­tet. Am 2. Juli 2020, dem letzten Tag in unserem Korpus, erscheinen nur noch 14 Tweets mit #CoronaEltern, was die Entwicklung des Monats Juni wiedergibt. Obwohl der Hashtag danach weiterhin be­nutzt wird, scheint der Höhepunkt Ende Mai erreicht zu sein, die Verwendung nimmt danach rapide ab. Mit dem zeitlichen Rahmen der erhobenen Daten stellen wir also sicher, dass der Verlauf der Hashtag-Kampagne in Gänze berücksichtigt wird.[8]

4.2. Das Protestpotenzial der Hashtag-Kampagne: Die Entstehung von #CoronaElternRechnenAb

Die Entwicklung und Verwendung von #CoronaElternRechnenAb unterscheidet sich grundlegend vom Gebrauch von #CoronaEltern. Wie soeben gezeigt, wird der Hashtag #CoronaEltern vor allem als Anredeform und Aufruf an betroffene Eltern gebraucht, während #CoronaElternRechnenAb von Beginn an das Ziel verfolgt, eine Protestaktion ins Leben zu rufen, um Politiker*innen auf die Miss­stände und finanziellen Herausforderungen hinzuweisen, mit denen Eltern in der Corona-Krise konfrontiert werden:

4.     Statt Mitspracherecht im Coronakabinett erhalten wir zynische Muttertagstweets. Das reicht nicht. Wir starten eine #Protestaktion für #CoronaEltern und setzen die Kosten für #homeschooling in Rechnung. #CoronaElternRechnenAb   https://mama-notes.de/protestaktion-corona-eltern-rechnen-ab/… @BMFSFJ @BildungslandNRW (Mama_notes, 11.05.2020, 08:00:00)

Dieser Tweet ist der Kampagnenbeginn von #CoronaElternRech­nenAb. Mama_notes ist eine Nutzerin, die in einem Blog Erfahrun­gen aus ihrem Alltag als Mutter veröffentlicht.[9] Zu Beginn des coro­nabedingten Lockdowns eröffnete sie dort die Rubrik „Corona Ta­gebuch“[10], in der sie zwischen dem 17. März und dem 11. Mai 2020 in unregelmäßigen Abständen zehn Blogbeiträge veröffentlichte.[11] Der Text vom 11. Mai 2020 ist gleichzeitig auch der Aufruf zur Protest­aktion #CoronaElternRechnenAb (vgl. 4.).

Hinsichtlich der Blogposts fällt auf, dass dem letzten Beitrag we­sentlich mehr Aufmerksamkeit zuteilwurde als den vorangegange­nen. Während der erste „Corona Tagebuch“-Blogpost von 913 Per­sonen aufgerufen wurde, zählt der letzte rund 24.200 Views (Stand: 01.10.2020). Insofern reflektieren die Beiträge die Entwicklung der Protestaktion und demonstrieren die Reichweite, die #CoronaEl­ternRechnenAb erlangt hat. Demgegenüber beschränken sich die Reaktionen auf den Tweet auf 145 Retweets und 360 Likes. Die Reichweite, die der Hashtag erreicht, ist gewiss nicht nur Ma­ma_notes’ Reichweite zuzuschreiben (5266 Follower*innen). Indem Mama_notes zum Protest aufruft, gibt sie aber den Verwendungs­kontext und -zweck des Hashtags vor. Der Hashtag #CoronaEltern­RechnenAb ist also direkt an eine Protestaktion gebunden und dient als ihr Namensgeber.

4.3. Zwischenfazit: Zwei Hashtags für dasselbe inhaltliche Ziel, jedoch für unterschiedliche kommunikative Ziele

Wie Yang (2016: 15) in seiner Studie zu Hashtag-Aktivismus zeigt, beinhalten Hashtags häufig „verbs expressing a strong sense of ac­tion and force“ und positionieren sie im starken Widerspruch zu den Narrativen in Mainstream Medien. Die morphologische Struktur beider Hashtags verdeutlicht diese Annahme: #CoronaEltern ist ein nominales Kompositum, das die Gruppe der bezeichneten Personen spezifiziert. #CoronaElternRechnenAb hingegen besteht aus einer Nominal- und Verbalphrase, die das Ziel der Protestaktion verdeut­lichen. Das Verb abrechnen, das erstmals im Protestaufruf von Ma­ma_notes in Erscheinung tritt (vgl. 4.), ist also nicht nur Bestandteil dieses Aufrufs, sondern öffnet den Raum für Konfrontation und Dis­sens, was für Hill (2018: 4) typisch für Proteste ist (siehe Einleitung).

Dabei ist das Verb abrechnen mehrdeutig. Einerseits spielt es auf den Akt des Abrechnens der Protestierenden an, also die Auflistung der Ausgaben, die durch Homeoffice, Kinderbetreuung und Home­schooling anfallen. Andererseits prangert der Hashtag auch das Ver­halten der Politik angesichts dieser Mehrfachbelastung an, sodass abrechnen auch als die Auseinandersetzung mit und das Anprangern der vermeintlichen moralischen Verfehlung und dem Fehlverhalten seitens der verantwortlichen Politiker*innen interpretiert werden kann.

Unsere Untersuchung und die zeitliche Entwicklung beider Hash­tags legt nahe, dass #CoronaElternRechnenAb keinesfalls als eigen­ständiger Hashtag entstanden ist. Vielmehr zeugt die Erwäh­nung von #CoronaEltern davon, dass Ersterer diesen Hashtag auf­greift. Die Gegenüberstellung der Hashtags #CoronaEltern und #CoronaEl­ternRechnenAb ermöglicht es uns zu beleuchten, dass es sich um zwei Communities handelt, die sich nur bedingt überlappen: Die gleichzeitige Verwendung beider Hashtags beschränkt sich auf 310 Tweets. Das gemeinsame Ziel (Care-Arbeit sichtbar machen und an­gemessen zu würdigen) lässt sich über verschiedene, obgleich kom­plementäre kommunikative Ziele erkennen, die wir im Folgen­den anhand unterschiedlicher Positionierungspraktiken aufzeigen wer­den. Dabei setzen wir uns mit der Frage auseinander, inwiefern die beiden Hashtags für unterschiedliche kommunikative eingesetzt werden und wie sich dies in den verschiedenen Positionierungs­praktiken niederschlägt. Dem schließt sich die Frage nach der Funk­tion bzw. dem Nutzen dieser komplementären Ziele an: Wes­wegen verfolgen die beiden Hashtags unterschiedliche Ziele, wenn sie doch derselben Hashtag-Kampagne angehören?

5 Positionierungspraktik I im Hashtag-Aktivismus: Adressieren (anstatt fordern)

5.1. Keine direkten Forderungen in beiden Teilkorpora

Obwohl beide Hashtags politisches Potenzial haben bzw. bedeuten könnten, dass die Politik direkt angeprangert wird, stellen die Tweets, die sie beinhalten, kaum politische Forderungen. In unse­rem Korpus sind Forderungen als typische Erscheinungen eines po­litischen Protests kein zentrales Motiv. Sind Forderungen Teil von politischem Protest, wie er anfangs als Ausdruck von Dissens (Hill 2018: 4) definiert wird?

Um direkte Forderungen ausfindig zu machen, haben wir die Frequenz der Verben fordern und verlangen untersucht: Im Teil­korpus #CoronaEltern kommt das Lemma forder- 272-mal vor und im Teilkorpus #CoronaElternRechnenAb gar nicht.[12] Auch das Verb verlangen ist in keinem Tweet vertreten. Bei der Verwendung der Hashtags geht es also nicht – oder nicht nur, und im Verlauf der Bewegung immer weniger – um den Appell an die Politik. Die Ok­kurrenzen von fordern werden in beiden Teilkorpora im Kontext von politisch klar definierten Initiativen wie Petitionen, Demons­tra­tionen oder offenen Briefen verwendet, sind jedoch kein zentra­les Motiv beider Teilkorpora.

Interessanterweise ist die zentrale Forderung des Hashtags #Co­ronaElternRechnenAb – die Rechnung an den Staat – im Korpus auch nicht zentral. Vielmehr können die Schilderungen der eigenen Überforderung und die Erzählungen persönlicher Erfahrungen aus dem Pandemiealltag in Verbindung mit den beiden Hashtags #Co­ronaEltern und #CoronaElternRechnenAb performativ als indirekte Abrechnung mit dem vermeintlichen politischen Versagen der Re­gierung gedeutet werden. Diese Interpretation zeigt, dass Forderun­gen nur zwischen den Zeilen erkennbar sind. Stattdessen beruhen di­rektive Tweets auf prototypischen Formen der Anrede (zweite Per­son, Imperativ).

5.2. Adressieren durch Anreden in beiden Teilkorpora, jedoch mit unterschiedlichen Zielgruppen

Prototypisch für die untersuchten Tweets sind direkte Anredefor­men, die mit oder ohne Hashtag mit Personenbezeichnung oder Hinweis auf den Twitter-Handle (Nutzer*innennamen) über das @-Symbol vorkommen. Das @-Symbol, ermöglicht auf Twitter eine sogenannte Mention (vgl. Stefanowitsch 2020), eine direkte Form der Adressierung, mithilfe derer andere Nutzer*innen direkt ange­sprochen werden können.

 

Zeichen @

#CoronaElternRechnenAb

3.391 Tweets

483 Okkurrenzen

14,2% der Tweets

#CoronaEltern

15.614 Tweets

4969 Okkurrenzen

31,8% der Tweets

Tabelle 1: Verteilung des Zeichens @ je nach Teilkorpus

Tabelle 1[13] verdeutlicht, dass im Teilkorpus #CoronaEltern weitaus häufiger anhand des @-Symbols mit anderen Nutzer*innen inter­agiert wird als im Teilkorpus #CoronaElternRechnenAb. Somit sind zwei Communities erkennbar, die sich zudem durch eine ausdiffe­renzierte Verwendung von Personalpronomina kennzeichnen (siehe Tabelle 2). Der vermehrte Gebrauch des Zeichens @ im Teilkorpus #CoronaEltern ist nämlich primär darauf zurückzuführen, dass Nut­zer*innen des Hashtags #CoronaEltern eine Community auf Grund­lage einer geteilten Erfahrung bilden und sich gegenseitig an­spre­chen, zitieren und loben. Das direkte Adressieren von Politi­ker*in­nen und das damit verbundene Anprangern der empfundenen Missstände anhand des @-Symbols scheint eher zweitrangig.[14] Dem­zufolge sind erste sprachliche Anzeichen einer leichten Com­munity, in der Mitglieder sich als solche positionieren und aufein­ander hinweisen, erkennbar.

Im Gegenteil zu dieser Praxis, die konstitutiv für das Korpus #Coro­naEltern ist, sind die Tweets mit dem Hashtag #CoronaEl­ernRechnenAb, wenn sie an jemanden adressiert sind, eher an Po­litiker*innen gerichtet. Die im Korpus vertretenen Muster mit pro­totypischer Anredeform (Frau/Mann + Nachname oder Twitter-Handle) sind, aufgelistet nach Direktheitsgrad: Imperativsatz, Aus­drucksforderung in der ersten Person Plural, rhetorische Frage.

Auf einer medial-öffentlichen Plattform wie Twitter ist die Ver­wendung von Anredeformen nicht, oder zumindest nicht nur, als di­rekte Ansprache aufzufassen. Insofern geht es nicht nur darum, Po­litiker*innen anzusprechen, sondern sie vor der und für die Öffent­lichkeit als Verantwortliche und (Nicht-)Handelnde zu nennen. Deshalb spielen solche Erwähnungen die Rolle einer Rahmenstruk­tur für die imagined audience (Marwick/boyd 2011).

In der Verwendung von Anreden als Positionierungspraktik zeichnet sich eine deutliche Zweiteilung und Gegenüberstellung der beteiligten Nutzer*innen ab. Somit wird klar, dass die Protago­nist*innen der Hashtag-Kampagne in zwei (Unter-)Communities unterteilt werden.

6 Positionierungspraktik II im Hashtag-Aktivismus: Referieren auf Protagonist*innen mithilfe der zweiten Person Plural

Die Teilung in zwei Lager spiegelt sich auch in beiden Teilkorpora in der Verwendung von Personalpronomina wider. Wie in Tabelle 2 (s.u.) aufgeführt, zeigt das Verhältnis der Pronomina der ersten und zwei­ten Person Plural im jeweiligen Teilkorpus deutlich, dass Letz­tere sich in der Häufigkeit des Gebrauchs der Personal­pronomina Wir und Ihr unterscheiden.

Wir beobachten unterschiedliche Häufigkeiten im Gebrauch von Personalpronomina. Erstens verwenden die Nutzer*innen von #CoronaElternRechnenAb das Ihr mehr als doppelt so häufig wie die Nutzer*innen von #CoronaEltern (26,2% vs. 11% der Tweets). Dies könnte zeigen, dass ihre Tweets mehr nach außen wirken bzw. der Adressat*innenbezug stärker ist. Zweitens benutzen die Nut­zer*innen von #CoronaEltern das Wir in jedem vierten Tweet, was mit der Bedeutung einer Wir-Community für #CoronaEltern ein­hergeht (siehe Kapitel 6). In beiden Teilkorpora ist der Ausdruck persönlicher Erfahrungen durch das Pronomen Ich sehr präsent (ca. die Hälfte der Tweets in beiden Teilkorpora).

 

ich / mich / mein(-e/-er/-s/-es)

man[15]

wir / uns / unser*e

ihr[16] / euch / euer - eure

#CoronaEltern-RechnenAb

3.391 Tweets

1405 / 229 / 104 + 187 + 1 + 12 = 1769

457

325 / 92 / 13 + 108 = 538

489 / 205 / 62 + 131 = 887

52,2% der Tweets

1,4% der Tweets

15,9% der Tweets

26,2% der Tweets

#CoronaEltern

15.614 Tweets

4909 / 798 / 561 + 641 + 167 + 3 + 39 = 7118

1291

2544 / 796 / 138 + 463 = 3940

926 / 483 / 105 + 204 = 1718

45,6% der Tweets

8,3% der Tweets

25,2% der Tweets

11% der Tweets

Tabelle 2: Verteilung der häufigsten Personalpronomen nach Teilkorpus

Bezüglich des Referierens auf Außenstehende bzw. Mitglieder der eigenen Community stellen wir zudem fest, dass Anredeformen an Politiker*innen typischerweise mit dem Höflichkeitspronomen Sie einhergehen, während Aufrufe Gleichgesinnte mit dem Pronomen Ihr stehen:

2.     Wie erlebt ihr das, liebe #CoronaEltern? Und wie geht es euren Kindern damit? #elterninderkrise https://twitter.com/Praxis_Kita/status/1274766792888586241 … (22.06.2020, 09:17:15)

Das Pronomen der zweiten Person Plural richtet sich also in solida­rischen Tweets wie 2. an ein informell angesprochenes Kollektiv. Andererseits kommt das Pronomen Ihr in kritischen Tweets, und somit dem #CoronaElternRechnenAb-Teilkorpus, vermehrt vor (wie wir uns erinnern, beinhaltete dieses Teilkorpus den anfängli­chen Protestaufruf von Mama_notes).

In beiden Teilkorpora, die vorwiegend aus Tweets bestehen, die von Corona-Eltern gepostet wurden, welche sich zur Bewegung be­kennen, könnte erwartet werden, dass das Ihr Nutzer*innen, die nicht Teil der Corona-Eltern sind, adressiert. Dies ist aber nicht der Fall. Stattdessen wird Ihr als Anredeform für die Gruppe der Coro­na-Eltern verwendet. Die Positionierungspraktik des Referierens mithilfe des  Personalpronomens Ihr rückt also die Protagonist*in­nen der Hashtag-Kampagne in den Mittelpunkt. Diese Fokussierung der Mitglieder der Hashtag-Kampagne wird auch im Gebrauch des Pronomens Wir reflektiert, wie wir in der nächsten Positionie­rungs­praktik aufzeigen.

7 Positionierungspraktik III: Konstituieren des Kollektivs, insbesondere bei #CoronaEltern

Charakteristisch für beide Teilkorpora ist die Konstitution eines Kollektivs, das seine Unzufriedenheit äußert und die empfundenen Missstände kritisiert. Interessanterweise wird der Protest nicht durch Aufforderungen sichtbar, sondern durch die Bildung eines Wirs, das ähnliche Schwierigkeiten schildert und dadurch „Corona-Eltern“ als eine Sonderart von Eltern schafft. Hier werden die Paral­lelen zu #MeToo als „Sensibilisierungskampagne“ augenscheinlich (Bhattacharyya 2018): Durch die von Twitter bedingte Reichweite zielt die Hashtag-Kampagne darauf ab, für die Thematik der Kam­pagne zu sensibilisieren, möglichst viele Nutzer*innen zu mobilisie­ren (siehe also „Mobilisierung“ bei Fábián 2020) und ein Kollektiv zu bilden.

7.1. Konstituieren des Kollektivs durch das Wir

Der Zusammenhalt des Kollektivs wird im Sprachgebrauch der Nut­zer*innen reflektiert, die sich an der Hashtag-Kampagne rund um #CoronaEltern und #CoronaElternRechnenAb beteiligen. Wie in politolinguistischen Beiträgen bereits mehrfach gezeigt, spielt das Pronomen Wir trotz (oder gerade aufgrund) seiner flexiblen Refe­renzialität eine entscheidende Rolle bei der Konstitution eines Kol­lektivs (Íñigo-Mora 2004, Pavlidou 2014, Bos et al. 2018).

Im Teilkorpus #CoronaElternRechnenAb kommen die Per­sonal­pronomina der ersten Person Plural in 15,9% der Tweets vor, im Teil­korpus #CoronaEltern in jedem vierten Tweet (25,2% der Tweets) (siehe Tabelle 2). Dies ist zwar weniger als das Pronomen der ersten Person Singular, das in beiden Teilkorpora in ca. der Hälf­te der Tweets auftritt und dadurch sehr prägnant ist.[17] Nichtdes­to­trotz ver­anschaulicht die Häufigkeit von wir, uns und unser*e, wie sich die Beteiligten im Verlauf der Hashtag-Kampagne als Kollektiv konsti­tuieren. Dabei profilieren sich Corona-Eltern (oder andere Com­munities) gegenüber anderen durch den exklusiven Gebrauch des Pronomens.[18] Die Community-Bildung als Kollektiv erfolgt nämlich nur in Abgrenzung zu einer Außengruppe.

Insbesondere im #CoronaEltern-Teilkorpus konnten wir Mus­terhaftigkeiten in Verbindung mit dem Pronomen der ersten Person Plural ausmachen, die diese Abgrenzung verdeutlichen. Während im #CoronaElternRechnenAb-Teilkorpus die Protagonist*innen der Hashtag-Kampagne mithilfe des Pronomens der zweiten Person Plural stärker in den Mittelpunkt gerückt werden, liegt der Fokus im #CoronaEltern-Teilkorpus vermehrt auf der Kollektivbildung und Abgrenzung von den Außenstehenden mithilfe des Pronomens der ersten Person Plural.

So stehen auf der einen Seite die Corona-Eltern, die sich als sol­che identifizieren und ebenso bezeichnet werden. Demge­gen­über stehen Gegner*innen, möglicherweise auch Eltern, die sich nicht als Teil der Corona-Eltern-Community verstehen und als Au­ßengrup­pe positionieren. Während erste Okkurrenzen von Corona-Eltern als ‚Eltern in Zeiten von Corona‘ paraphrasiert werden konn­ten (sie­he 2.), unterliegt das Nomen Corona-Eltern im Verlauf der Hashtag-Kampagne einem Bedeutungswandel hin zu ‚Eltern, die ih­re Unzu­friedenheit in Corona-Zeiten ausdrücken‘. Somit wird aus einem De­terminativkompositum (Corona bestimmt Eltern näher, Corona-El­tern sind ein Hyponym von Eltern), das sich auf einen Zeitraum be­zieht, ein Determinativkompositum, das sich auf eine politische Be­wegung bezieht. Sobald der Hashtag neu ausgehandelt wird, ist es also möglich, ‚Eltern in Zeiten von Corona‘ zu sein und sich gleich­zeitig als Nicht-Corona-Eltern zu positionieren.

7.2. Konstituieren des Kollektivs gegen unbestimmte Andere

Sowohl #CoronaEltern als auch #CoronaElternRechnenAb dienen der Mobilisierung möglichst vieler Nutzer*innen und begünstigen die Bildung einer Gruppe. Ein gängiges Muster im #CoronaEltern-Teilkorpus sind Formulierungen der Art 1. Pers. Pl. + (als) #Corona­Eltern oder Eltern:

5.     Wir #CoronaEltern bleiben zu Hause, um die Ansteckungszahlen gering zu halten, nachdem andere Karneval gefeiert und im Skiurlaub waren. Wir bleiben zu Hause, während andere in Möbelhäusern ohne Mundschutz wieder shoppen gehen oder bei Sonnenschein in Gruppen im Park liegen. (23.04.2020, 12:30:01)

In 5. dient die Kritik am Verhalten anderer als Vorwurf mangelnder Solidarität. Während das Personalpronomen Wir mit #CoronaEltern steht, wird keine konkrete Zielgruppe adressiert. Stattdessen ist die Rede von „anderen“. Dies wird aber nicht konkretisiert, sodass zwar eine Unterscheidung von wir und sie stattfindet, letztere allerdings vage und nicht eindeutig identifizierbar sind, was für die Gegen­überstellung von us vs. them typisch ist (siehe Wodak 2008 für ein Beispiel aus diskriminierenden Diskursen). Die „anderen“ werden implizit durch ihr Handeln identifiziert („shoppen gehen“, „im Park liegen“), was zusätzlich die referenzmäßige Entwicklung von Coro­na-Eltern stützt: Corona-Eltern sind solidarisch mit anderen, indem sie zu Hause bleiben und ihren Beitrag in der Pandemie leisten. Ih­­nen gegenüber verhalten sich die Politik und/oder Mitmenschen aber wenig solidarisch.

In Kontrast zum Muster wir #CoronaEltern findet sich wir + El­tern 59-mal im Teilkorpus #CoronaEltern. Diese Verteilung sugge­riert, dass die Distanzierung nicht nur zwischen den Corona-Eltern und den restlichen Twitter-Nutzer*innen stattfindet. Corona-Eltern scheinen sich auch von anderen Eltern abzugrenzen, die nicht aktiv an der Hashtag-Kampagne beteiligt sind. Im #CoronaEltern-Teil­korpus konstituieren sich #CoronaEltern in Abgrenzung zu anderen: Sie schließen mögliche Referent*innen aus, binden jedoch die Sprechenden an eine größere Community, die sich zwar nicht pri­mär im Kontrast zu ihren Gegner*innen definiert, jedoch wiederholt als Community bezeichnet.

8 Positionierungspraktik IV: Erzählen in der ersten Person, insbesondere in #CoronaEltern

Das Motto „Das Private ist politisch“ umfasst die im Rahmen der „neuen“ Frauenbewegung der 1970er Jahre entwickelten Idee (Kah­lert 2005) dass Entscheidungen, die privat erscheinen, eigentlich Teil eines umfassenden Herrschaftssystems sind – und daher poli­tisch:

6.     Das Private ist Politisch: Familien dürfen nicht länger alleine gelassen werden, Politik muss sich dringend darum kümmern! Ein finanz. Ausgleich (Elterngeld, doppeltes Kindergeld o.ä.) oder Rentenpunkte wären wenigstens eine kleine Wertschätzung ihrer Leistung! #CoronaEltern (04.05.2020, 23:12:14)

Indem 6. „Das Private ist politisch“ intertextuell explizit aufnimmt, gliedert sich dieser Tweet in einen größeren Diskurs ein und ver­deutlicht, inwiefern die individuellen Erfahrungen nicht nur als pri­vate Narrative konzeptualisiert werden dürfen, sondern sich als Teil einer politisch motivierten Bewegung verstehen.[19] Diese Haltung erinnert an die von Gnau-Franké und Wyss (2022: 215) erarbeitete Kategorie „von Erfahrungen mit den im Protest thematisierten ge­sellschaftlichen Missständen berichten“. In diesem Muster ist das Erzählen privater Ereignisse ein zentrales Motiv. Als „spezifische Form der Vertextung“ (Weidacher 2018: 310) basieren Erzählungen auf der Auswahl bestimmter Ereignisse bzw. Erlebnisse, ordnen sie temporal (in der Regel chronologisch), und ordnen sie damit in eine „kognitiv konstituierende spezifisch narrative Struktur“ (Weidacher 2018: 311). Im Folgenden zeigen wir, wie die Anhäufung persönlicher Erfahrungen nach bestimmten Mustern erfolgt und der Ausdruck von Subjektivität zum Hashtag-Aktivismus beiträgt.

8.1. Das Erzählen von Alltagserfahrungen: Anekdoten mit Fokus auf den Eltern

Ein wiederkehrendes Mikrogenre, das wir als anekdotische Erzäh­lung bezeichnen, fällt besonders auf: Es handelt sich um Anekdoten in der ersten Person Singular mit Fokus auf den Eltern, die Tage­bucheinträgen ähneln. Dieses Mikrogenre tritt insbesondere im Teilkorpus #CoronaEltern in Erscheinung und kann als kleine Er­zählungen im Sinne von small stories (Bamberg/Georgakopoulou 2008) verstanden werden, die innerhalb eines einzelnen Tweets (280 Zeichen) erfolgen. Dabei zeigen sie, dass „identity work through small stories in terms of a model of positioning“ (Bamberg/ Georgakopoulou 2008: 380) stattfindet: Die eigene Perspektive in den Vordergrund rücken zu lassen, erlaubt die Twitter-Nut­zer*in­nen, sich als Betroffene (und nicht nur als Unterstützende oder Beo­bachtende) zu positionieren. Der direkte Erfahrungsbezug fun­giert als implizite Argumentationsstrategie im Sinne eines unmögli­chen Wi­derspruchs: Die eigene Erfahrung kann nicht in Frage ge­stellt wer­den, da sie keinen allgemeinen Gültigkeitsanspruch erhebt.

Unsere Analysen der Hashtag-Kampagne rund um #CoronaEl­tern und #CoronaElternRechnenAb suggerieren jedoch, dass der persönliche Bezug mit sprachlichen Mitteln korreliert, die ein Hin­weis auf allgemeinere Maßnahmen im Sinne eines Hashtag-Aktivis­mus sind:

7.      Ich bleche jetzt, um meinen Jüngsten zu homeschoolen. Und ich bleibe komplett ausgelaugt. Ich würde gerne meine Stunden kürzen, damit ich nicht durchdrehe. Aber wir sind auf meinem Gehalt angewiesen. Wo bleiben Lösungen für uns? #coronaeltern (20.04.2020, 19:00:57)

7. ist typisch für Tweets, die mit einer Forderung in Form einer (rhe­torischen) Frage enden und die Ich-Perspektive in den Vordergrund rücken. Im Korpus kommen psychische Zustände und persönliche Erfahrungen nur in Zusammenhang mit der Ich-Form vor, nicht mit Wir oder dem generischen Du.

Außerdem weisen solche Tweets eine sequentielle Struktur auf, die typisch für Erzählungen ist: Die Verwendung des Konnektors und (statt zum Beispiel dadurch oder deswegen) beleuchtet die Aus­einanderreihung bzw. Aufzählung von Ereignissen, ohne dass unbe­dingt ein kausaler Zusammenhang hergestellt wird. In diesen Erzäh­lungen liegt der Akzent nicht auf der Reproduzierbarkeit oder All­gemeingültigkeit der Erfahrung. Vielmehr geht es um Einblicke in Alltagsstücke, die über den Hashtag als Marker für Zugehörigkeit als Mosaikteil einer sozialen Bewegung zu verstehen sind. Solche per­sönlichen Anekdoten, die auch in der traditionellen, politischen Kommunikation auftauchen (siehe Truan 2019: 330), spielen im Ver­gleich zur generischen Referenz eine wichtige Rolle, indem sie zur „a sense of intimacy, authenticity, and vividness“ (Truan 2021: 577) beitragen. In der Politik liegt nämlich der Bezug auf die Ge­schichten „einfacher Menschen“ an der Schnittstelle zwischen „un­der­specifi­cation and exemplification“ (Truan 2021: 578): Einerseits ist die per­sönliche Erfahrung per se nicht verifizierbar und daher auch nicht widersprechbar, anderseits erreicht sie durch die Er­schaffung von Authentizität und Nähe potenziell eine größere Au­dienz, die sich in dem Tweet erkennt.

Die Ähnlichkeit der vielfältigen Erfahrungen wird daher nur durch ihre Anhäufung in Form von Tweets (bzw. Erzählungen) sichtbar. Aufschlussreich dabei ist, dass die politischen Forderungen indirekt durch das Schreiben einer gemeinsamen Geschichte ver­balisiert werden. Nur selten werden jedoch identifizierende Merk­male eingeführt, die die Autor*innen der entsprechenden Tweets von der Masse abheben. Vielmehr wird der Eindruck einer solida­rischen Gruppe von Leidensgenoss*innen vermittelt, bei der die Gemeinschaft im Vordergrund steht, nicht die individuelle Situ­ation der einzelnen Nutzer*innen.

Trotz – oder gerade aufgrund – des persönlichen Tons können solche Expressiva als indirekte Sprechakte aufgefasst werden. Par­allelen zu anderen Hashtag-Kampagnen wie der #MeToo Bewegung sind erkennbar. Im Teilkorpus #CoronaElternRechnenAb wird der Hashtag #MeToo mit direktem Bezug zur Bewegung in drei ver­schiedenen Tweets viermal verwendet. Im Teilkorpus #CoronaEl­tern hingegen kommt der Hashtag #MeToo nur zweimal vor und zwar in zwei Retweets (fast) ohne Text, die viele unterschiedliche Hashtags enthalten. Im Diskurs um #CoronaEltern geht es auch um „empowerment through empathy“ (Rodino-Colocino 2018: 96). In­dem in den Erzählungen die subjektiven Erlebnisse im Mittelpunkt stehen und nicht die Beschwerden, fordern sie auf den ersten Blick nur Aufmerksamkeit, erlauben jedoch durch einen Perspektiv­wechsel Empathie: „‚Transformative empathy‘ promotes listening rather than distancing or looking at speakers as ‚others.‘“ (Rodino-Colocino 2018: 97).

Der emotionale Ton in diesen Tweets dient also einerseits dem anekdotischen Erzählen der individuellen Notlage des*der posten­den Nutzer*in. Andererseits hat die Verwendung des Hashtags #Co­ro­naEltern auch eine generalisierende Wirkung, sodass das Indivi­du­elle stellvertre­tend für viele Beteiligte wirkt.

8.2. Das Erzählen von K-Anekdoten als Sensibilisierungsstrategie: Fokus auf den Kindern

Neben anekdotischem Erzählen mit Fokus auf den Eltern finden wir „K-Anekdoten“, in denen die Kinder in den Mittelpunkt rücken:

8.     #CoronaEltern aktuell: K4 übt Märchen lesen, meine Frau hackt ihre Tastatur kaputt und ich versuche zu telefonieren. K1 K2 K3 kommen jeder alle 10 min mit Fragen.  Ja, wir sind mit 2x #HomeOffice privilegiert.   Ja, es es ist zum Durchdrehen. Ja, jedes Leben ist es wert. (21.04.2020, 10:00:54)

Hier steht der eigene Nachwuchs im Mittelpunkt der Tweets. Die Distanzierung wird allerdings noch weiter auf die Spitze getrieben, indem die Kinder ihrer Geburtsfolge entsprechend mit K abgekürzt und nummeriert werden. Dadurch werden die Protagonist*innen der Tweets anonymisiert, die Privatsphäre der Kinder und Eltern wird gewahrt und Letztere grenzen sich noch stärker von ihren Sprösslingen ab. Die Referenz auf die eigenen Kinder als K1, K2, etc. ist allerdings kein exklusives Merkmal für unsere Korpora, sondern auf Twitter geläufig. Wichtig bei 8. ist – wie schon immer – aller­dings nicht nur die Anspielung auf die Kinder, sondern auch die fin­gierte Dialogizität durch den Responsiv-Gebrauch und die dreifache Anapher Ja, wodurch bestimmte Diskurspositionen implizit aufge­rufen werden, zu denen sich der Tweet positioniert.

Die ironische, anekdotale Darstellung der Geschehnisse lenkt den Fokus implizit auf die kritisierten Missstände:

9.     Was die Tochter heute nicht so wirklich kapiert hat: dividieren. Was die Tochter heute gelernt hat: Pancakes machen. #🥞 #homeschooling #coronaeltern #coronakrise #pancakes #ichwerdirre  https://www.instagram.com/p/B_zwsN3q8gG/?igshid=1j0i04jqmaoie … (05.05.2020, 16:00:54)

Auffällig ist dabei die Verwendung der dritten Person in Verbindung mit Determinativpronomina (die Tochter). Die so vermittelte ver­meintliche Distanz macht den anekdotischen Charakter dieses Mi­krogenres aus. Obwohl diese Berichte humoristisch sind, liegt genau darin die unterschwellige Kritik: Häufig handelt es sich um Beschrei­bungen, die auf ironische Weise die Probleme aufzeigen, die aus der Doppelbelastung der Betroffenen resultieren.

9 Positionierungspraktik V: Sichtbarmachen durch Typisierung, insbesondere in #CoronaEltern

Schließlich sind Typisierungsstrategien ein gängiges Muster, um die Missstände sichtbar zu machen und an Allgemeingültigkeit zu ge­winnen. Zwei Muster treten insbesondere auf. Das erste besteht aus als-Appositionen wie in 10.:

10.  Jetzt sitze ich schon wieder mit meinen Kids hier und betreibe seit Stunden als Lehrer #Homeschooling2020, statt mich im #HomeOffice  um mein eigenes Unternehmen zu kümmern. Offenbar baden wir #CoronaEltern aus, was unsere Bildungspolitik seit Jahren geflissentlich verkackt! (24.04.2020, 11:51:56)

Typisch für die Hashtag-Kampagne ist die Kritik an der pandemie­bedingten Doppelbelastung durch Homeoffice und -schooling. Die­se wird in 10. aber nicht mithilfe eines Direktivs geäußert, stattdes­sen schildert die Person die aktuelle Situation, so dass der Appell an die Politik nur indirekt ausgedrückt wird. Der Aufruf zum politi­schen Protest wird durch individuelle Erfahrungen geäußert, die nur in Summe als politische Forderung gelten können. In diesem Zu­sammenhang fungiert die als-Apposition als Mittel der Typisierung: Ich und Lehrer sind nämlich „nicht referenzidentisch“, sondern es werden dem Ich „Eigenschaften attribuiert, die dem Referenzobjekt des Beziehungswortes zukommen, aber gerade nicht als mit diesem identisch ausgedrückt werden“ (Hentschel/Weydt 1994: 363). Da­durch wird die persönliche Lage des Ichs übertragen und verallge­meinert, um auf die Gesamtklasse, auf die das Nomen Lehrer refe­riert, Bezug zu nehmen. Im zweiten Teil des Tweets wird dieser Eindruck bestätigt: Die Kritik richtet sich hier nicht gegen eine*n stellvertretende*n Politiker*in, sondern gegen die Bildungspolitik im Allgemeinen. Dabei dient die anfängliche Schilderung der individu­ellen Situation als Überleitung. 

Das zweite sprachliches Muster, #CoronaEltern (sein) heißt/be­deutet (auch) XY, tritt 54-mal im Teilkorpus zutage:

11.    #CoronaEltern sein heißt täglich scheitern. Niemals etwas in Ruhe fertig machen, einen Gedanken zuende denken können, immer überfordert sein und ständig geht etwas kaputt oder daneben. Es interessiert auch irgendwie keinen, oder? (18.05.2020, 19:55:24)

Da das Muster den Hashtag #CoronaEltern syntaktisch integriert, ist es logischerweise nur im Teilkorpus #CoronaEltern vertreten. Auch das allgemeinere Muster XY heißt (z.B. das heißt, es heißt, #Home­office heißt, etc.) ist prototypisch mit Tweets mit dem Hashtag #Co­ronaEltern (und nicht #CoronaElternRechnenAb) zu finden. In 11. gibt ein*e Nutzer*in Einblicke in seinen*ihren Alltag durch Entper­sonali­sierung, jedoch erfolgt diese in unterschiedlichen Abstufun­gen. In der Mehrheit der Tweets #CoronaEltern (sein) heißt/bedeu­tet (auch) XY werden keine Pronomina eingesetzt, sondern infinite Strukturen (z.B. täglich scheitern) oder Nominalisierungen, die das Geschehen statt der Handelnden oder Beteiligten in den Vorder­grund rücken. Beinahe die Hälfte der Tweets (26 von 54) folgt dieser unpersönli­­chen Struktur, während in zehn Tweets das Pronomen man, in sie­ben das generische Du, nur in fünf das Ich und in zwei das Wir ein­gesetzt werden. Die mehrheitliche Verwendung verallge­meinernder Formen zeigt, dass individuelle Erfahrungen nicht als Einzelfälle be­handelt werden, sondern sich als repräsentativ für eine größere Be­wegung profilieren.

Sprachlichen Formen der Entpersonalisierung dienen der Sicht­barmachung eines schwierigen Alltags vor dem Hintergrund der Kri­tik an den Corona-Eltern:

12.   #coronaeltern sein heißt sich als 'Heulmutti' beschimpfen zu lassen wenn man auf Misstände aufmerksam macht und mit Sätzen ala 'Meine Mutter hat es ja damals auch geschafft' bomadiert zu werden (20.04.2020, 21:45:36)

Solche Tweets kommentieren die Aufklärungsarbeit, die in der Hashtag-Kampagne geleistet wird, sowie die Reaktionen darauf metadiskursiv. Der wiederkehrende Erklärungsbedarf zeugt von den Missverständnissen, die um die Hashtag-Kampagne herrschten.

Das Muster #CoronaEltern (sein) heißt/bedeutet (auch) XY um­fasst also das Sichtbarmachen der kollektiven Strategie von #Coro­naEltern: Die Darstellung persönlicher Schwierigkeiten in einem subjektiven Modus macht ähnliche Erfahrungen über soziale Me­dien sichtbar und verbreitet sie weiter.

10 Schlusswort

Unser Beitrag stellt eine qualitative Analyse der Hashtags #Corona­Eltern und #CoronaElternRechnenAb vor. Obwohl beide Hashtags zunächst ähnlich scheinen, wurde bei genauer Betrachtung klar, dass #CoronaElternRechnenAb und #CoronaEltern zwar unter dem ge­meinsamen Ziel „Eltern in der Corona-Krise sichtbar machen“ ge­fasst werden können, dafür aber unterschiedliche Strategien ver­wendet werden. So werden einerseits mithilfe von #CoronaEltern die Beteiligten, andererseits mit #CoronaElternRechnenAb Außen­stehende adressiert und auf die Belange der Corona-Eltern auf­merksam gemacht. Die Vermutung liegt nahe, dass durch die unter­schiedliche kommunikative Ausrichtung, die sich in den vorgestell­ten Positionierungspraktiken widerspiegelt, eine möglichst breite Zielgruppe erreicht werden soll mit dem Ziel, die Sichtbarkeit der Hashtag-Kampagne zu erhöhen. So können die Beteiligten ihre Si­tuation auch Außenstehenden vermitteln und sie ggf. dazu bewegen, sich mit der Gruppe zu solidarisieren.

Die unterschiedliche kommunikative Ausrichtung setzt sich in den weiteren Positionierungspraktiken fort. So referieren beide Hashtags zwar auf die Beteiligten als Protagonist*innen der Hashtag-Kampagne, allerdings tun sie dies auf unterschiedliche Weise: Wäh­rend #CoronaEltern mithilfe des Pronomens der ersten Person Plu­ral Wir die Beteiligten in den Mittelpunkt rückt, geschieht dies bei #CoronaElternRechnenAb mithilfe des Pronomens der zweiten Person Plural Ihr. Die häufigere Verwendung des Wir im Teilkorpus #CoronaEltern legt zudem nahe, dass der Hashtag auch verwendet wird, um ein Kollektiv zu konstituieren und den Zusammenhalt der „leichten“ Community (Blommaert/Varis 2015) der Beteiligten zu verstärken.

Auffällig ist außerdem, dass das Teilkorpus #CoronaElternRech­nenAb aktiver Hashtag-Aktivismus betreibt, wobei in #CoronaEl­tern die Forderungen an die Politik nicht direkt gestellt, sondern in­direkt über Erzählungen alltäglicher persönlicher Erfahrungen insi­nuiert werden. Insofern vermittelt das Teilkorpus #CoronaEltern das Bild einer solidarischen und empathischen Community, in der das Ich vor dem Hintergrund des Wir seinen Platz findet. Nutzer*in­nen verwenden beide Hashtags, um sich als Community zu konsti­tuieren und diese als Rückhalt und Mittel der Sichtbarmachung zu nutzen. Zu den zentralen Positionierungspraktiken der Hashtag-Kampagne gehört also auch das Sprechen über die eigene Lage in der Ich-Form, ohne explizit auf andere ähnliche Situationen oder gar strukturelle Probleme hinzuweisen. So bildet sich die Kraft der Hashtag-Kampagne als Form des Hashtag-Aktivismus vorwiegend über die Anhäufung individueller Erfahrungen, ohne jedoch Brisanz einzubüßen: Gerade das persönliche Betroffensein macht die viel­fältigen Erzählungen legitim, relevant, und wirksam.

Vielmehr als direkte politische Forderungen ist die Sichtbarma­chung privater Herausforderungen in der öffentlichen Sphäre das, was den Hashtags #CoronaElternRechnenAb und insbesondere #CoronaEltern und eine politische Dimension verleiht. Die Kritik und das gesellschaftspolitische Anliegen der Beteiligten werden al­lerdings durch den Fokus auf eigene Erfahrungen und die Identifi­kation mit der Community ein Stück weit ironisiert und verschleiert. Dadurch kommt es zu einer engen Verstrickung von Privatem und Politischem und die politische Forderung wird in der digitalen Öf­fentlichkeit einem breiten Publikum auf Twitter präsentiert.

Vor diesem Hintergrund zeigt unsere Untersuchung, dass #Coro­naEltern nicht nur Eltern in Zeiten von Corona sind:

1.      #CoronaElternRechnenAb  Dürfte ich mir kurz die Frage erlauben, was Coronaeltern sind?  Was waren #CoronaEltern vor #Corona? Warum sind sie jetzt was anderes? (12.05.2020, 14:57:50)

Vor Corona waren #CoronaEltern sicher schon Eltern. Während Corona sind jedoch nicht alle Eltern #CoronaEltern. #CoronaEltern sind nur diejenigen, die sich als solche verstehen, weil sie sich mit ihren Tweets zum Teil einer sich entwickelnden, teilweise missver­standenen Community machen. Durch eine ausdifferenzierte und persönliche Berichterstattung in maximal 280 Zeichen positionieren sie sich im gesellschaftlichen Diskurs und konstituieren eine leichte Community, die auf die Situation der Beteiligten aufmerksam ma­chen und für ihre Belange sensibilisieren soll. Dabei zeugen sie trotz empörter Reaktionen und (teilweise absichtlicher?) Missverständ­nisse von der wiederkehrenden Macht der Community in Um­bruch­zeiten.

Literatur

Alkemeyer, Thomas/Buschmann, Nikolaus Buschmann/Michaeler, Matthias (2015): Kritik der Praxis: Plädoyer für eine subjektivie­rungstheoretische Erweiterung der Praxistheorien. In: Alkeme­yer, Thomas/Schürmann, Volker Schürmann/Volbers, Jörg (Hg.): Praxis denken: Konzepte und Kritik. Wiesbaden: Springer, 25–50.

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[1]     Für sein kritisches und wertvolles Feedback sowie seine Unterstützung bedan­ken wir uns herzlich bei Simon Meier-Vieracker. Für wichtige Ergänzungen sind wir zudem den Gutachterinnen Dorothee Meer und Eva Lia Wyss sehr dankbar. Danke an Michaela Schnick, Susanne Kabatnik, Florian Busch und Daniel Pfurt­scheller für ihre Anmerkungen auf eine frühere Version dieses Papers.

[2]     Vielen Dank an Dorothee Meer für diese wichtige Bemerkung.

[3]    Da das Korpus mitunter sensible Daten enthält, ist es nicht in Open Access on­line verfügbar. Auf Anfrage können wir es dennoch für Forschungszwecke zur Verfügung stellen.

[4]    Da Twint als Scraping-Tool die Daten nicht über die netzwerkinterne API be­zieht, sind die Metadatensätze mitunter nicht in vollem Umfang verfügbar. Al­lerdings ermöglicht die Umgehung der Twitter-API es uns gleichzeitig, die damit verbundenen zeitlichen Einschränkungen zu umgehen, sodass wir nicht nur die Tweets eines Zeitfensters von maximal sieben Tagen, sondern sämtliche Bei­träge zusammentragen konnten, die im Verlauf der Hashtag-Kampagne gepostet wurden. Die Tweets, die im vorliegenden Paper als Belege dienen, waren zum Zeitpunkt der Datensammlung öffentlich zugänglich. Bei Beiträgen, die für den Verlauf der Hashtag-Kampagne nicht ausschlaggebend sind, wurden die pos­tenden Nutzer*innen anonymisiert. Bei Tweets, die die Entwicklung der Hash­tag-Kampagne maßgeblich beeinflussen, wurden die Urheber*innen angegeben.

[5]    Die Aussage Wir schaffen das! äußerte Angela Merkel in der Bundespressekon­ferenz am 31. August 2015 in Zusammenhang mit migrationspolitischen Fragen in Deutschland 2015/2016 und der steigenden Anzahl an Geflüchteten.

[6]    Aufgrund seiner Reichweite und des angegebenen beruflichen Kontexts sehen wir von einer Anonymisierung des Nutzers an dieser Stelle ab.

[7]    Obwohl der Einfluss eines Twitter-Accounts nicht nur an seiner Follower*in­nenzahl gemessen werden kann, sind Accounts mit mindestens 500 Follow­er*innen bereits relativ groß (Paßmann 2018).

[8]    An dieser Stelle bleibt unbestritten, dass die Hashtag-Kampagne aufgrund der Affordanzen des Mediums Twitter jederzeit erneut aufgenommen und fortge­setzt werden kann, allerdings können wir in unserer Untersuchung diese poten­tielle Fortführung nicht berücksichtigen, da sie eine kontinuierliche Datenerhe­bung voraussetzen würde.

[9]    https://mama-notes.de/ueber-mich/.

[10]  https://mama-notes.de/corona-tagebuch.

[11]    Die Formulierung Corona Tagebuch wird in einigen Tweets aus unserem Kor­pus aufgegriffen (12 Okkurrenzen von Tagebuch, davon aber acht in externen Links, eine Okkurrenz von Corona-Tagebuch und eine Okkurrenz von #Tage­buch). Im Teilkorpus #CoronaElternRechnenAb kommt jedoch das Lexem Ta­gebuch nicht vor, was nochmal von dem Unterschied zwischen beiden Hashtags, und damit einhergehend, beiden Communities, zeugt.

[12]  Davon ausgenommen sind Lexeme wie erforderlich, Herausforderung, überfor­dert, etc. Die Korpussuche bezog sich ausschließlich auf die verbale Wortform.

[13]   Da Tweets eine festgelegte Anzahl von 280 Zeichen umfassen und dadurch als selbstständige geschlossene textuelle Einheit verstanden werden können, haben wir die Zeichen pro 100 Tweets gerechnet und nicht pro n Zeichen. Uns inter­essiert nämlich nicht primär, wie viele Zeichen das Korpus enthält (d.h. wie lang die Tweets sind), sondern wie viele Tweets überhaupt gepostet wurden, unab­hängig von ihrer Länge. Aus diesem Grund ist für unsere Analyse relevant zu er-fassen, wie häufig pro 100 Tweets andere Twitter-User*innen erwähnt werden. Nicht berücksichtigt wurde die Möglichkeit, dass in einem einzelnen Tweet auch mehrere @-Zeichen vorkommen können und dementsprechend mehr als ein*e andere*r Nutzer*in erwähnt wird. Nichtsdestoweniger werden andere User*innen im #CoronaEltern-Teilkorpus häufiger adressiert, ungeachtet der Anzahl an Erwähnungen in einzelnen Tweets.

[14]  Auffällig ist jedoch, dass auch im Teilkorpus #CoronaElternRechnenAb das Zeichen @ vorwiegend für die Ansprache bzw. Erwähnung von Politiker*innen und Medien eingesetzt wird.

[15]   Aufgrund einer unpräzisen Tokenisierung mit TreeTagger sind die Akkusativ- und Dativformen von man, nämlich einen und einem, ausgeschlossen.

[16]  An dieser Stelle muss berücksichtigt werden, dass sich das Personalpronomen ihr auch auf die dritte Person Singular, feminin beziehen kann, die Dysbalance in der Trefferzahl ist darauf zurückzuführen. Die Korpusabfrage [delemma="ihr" & depos="PPER"] resultiert in 1348 Treffern, davon 551 Okkurrenzen von ihr und 8 von IHR sowie 491 Okkurrenzen vom Lemma euch und 7 von euer. Auch über die Tokenisierung werden das Personalpronomen Singular der zweiten Person Plural Nominativ (Denkt ihr morgens nach dem Aufwachen auch direkt schon wieder ans Schlafen?), das Possessivpronomen Feminin Singular (Die Lehrerin pampt mich an, es sei nicht ihr Problem) und das Personalpronomen der ersten Person Singular Dativ (Es ist ihr egal) zusammengeführt.

[17]    Es lässt sich anhand unserer Daten alleine nicht ausschließen, dass die Verwen­dung der 1. Pers. Sg. möglicherweise grundsätzlich charakteristisch für die Text­sorte Tweet ist, so dass der häufige Gebrauch weniger mit dem Thema und viel­mehr mit dem Diskursgenre zusammenhängen könnte.

[18]   An der Stelle wäre es aufschlussreich, den inklusiven vs. exklusiven Wir-Ge­brauch systematisch zu untersuchen. Aus Platzgründe ist es in diesem Beitrag leider nicht möglich, bleibt jedoch ein Anliegen für weitere Untersuchungen.

[19]   Auffällig ist jedoch, dass das Adjektiv politisch nur 24-mal im Teilkorpus #CoronaEltern auftaucht und nur 3-mal im Teilkorpus #CoronaElternRechnen­Ab. Das Nomen Politik wird im Gegensatz dazu häufig als Kollektivreferenz benutzt (z.B. Wann begreift die Politik, dass…).